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#2, März / Mars / Marzo 2018

Ein Archäologiemuseum, ein Pionier der inklusiven Theaterarbeit, ein Kunstmuseum und ein Figurentheater-Festival sind unsere neuen Labelträger

Liebe Kulturschaffende,
Liebe Kulturinteressierte, 
Liebe kulturaffine Menschen mit und ohne Behinderungen

Das grösste Archäologiemuseum der Schweiz, das Laténium in Neuenburg, hat als eines der ersten Museen hierzulande einen Führer in Leichter Sprache veröffentlicht. Dieser richtet sich nicht nur an Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, vielmehr erarbeitete ihn das Museum mit betroffenen Experten und präsentierte die Publikation gemeinsam mit ihnen der Öffentlichkeit. Auch beim Schalktheater in Zürich stehen Menschen mit Beeinträchtigungen im Rampenlicht. Seit 15 Jahren führt dieser Pionier der inklusiven Theaterarbeit unter professioneller künstlerischer Leitung Bühnenproduktionen vor Publikum auf und veranstaltet wöchentliche Theatertrainings. Damit sensibilisiert der Theaterverein für eine tabuisierte Thematik, besteht sein Ensemble doch aus Theaterakteuren mit psychischen Erkrankungen. Brückenbauer sind auch die bewegten Maschinen des Künstlers Jean Tinguely. Den niederschwelligen Zugang zur Kunst für breite Bevölkerungsschichten erweitert das Museum Tinguely in Basel derzeit um inklusive Programmangebote. Dafür lässt es sich von Experten mit verschiedenen Behinderungen beraten. Das biennale Figura Theaterfestival in Baden und Wettingen öffnet sich ebenfalls gezielt für Menschen mit Beeinträchtigungen – auf der Bühne, im Publikum, als Helfende und als Beratende. Dabei arbeitet das Festival eng mit Behinderteninstitutionen aus der Region zusammen.

Laténium – Park und Archäologiemuseum

Das Archälogiemuseum Laténium in Neuenburg
Das Archälogiemuseum Laténium in Neuenburg

Die im Januar 2018 geschaffene Funktion eines Beauftragten für Inklusion steht für das langfristig angedachte Engagement des Laténium – Park und Archäologiemuseum in Neuenburg. Ein fassliches Zeugnis davon können Besucherinnen und Besucher bereits in Händen halten. Mit und für Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen erstellt, bietet der auf Französisch veröffentlichte Museumsführer in Leichter Sprache eine Zugangshilfe zur Dauerausstellung auch für leseschwache oder fremdsprachige Besuchende. Zahlreiche weitere inklusive Massnahmen plant das Laténium für die kommenden Jahre – auch diese gemeinsam mit Experten mit verschiedenen Behinderungen und mit Behinderteninstitutionen aus der Region.

Schalktheater

Schalktheater Zürich
Schalktheater Zürich

Psychische Erkrankungen sind noch immer ein Tabu. Auf das künstlerische Potenzial von Betroffenen statt auf allfällige Defizite fokussiert das Schalktheater in Zürich. Zu seinem Angebot für Theaterakteure mit psychischen Beeinträchtigungen gehören seit 2003 neben wöchentlichen Theatertrainings auch jährliche Bühnenproduktionen mit künstlerischem Anspruch. Unter professioneller Leitung werden die Ensemblemitglieder gefördert und gefordert – das Publikum erlebt eine der Verletzlichkeit abgerungene Intensität. Die diesjährige Produktion «Ein Sommernachtstraum» feiert am 23. August 2018 Premiere. Jetzt sucht das Schalktheater verstärkt den Austausch mit Theaterhäusern und Festivals, es möchte seine Erfahrungen weitergeben und neu Workshops anbieten für betroffene Jugendliche und für Burnout-Patienten.

Textbeitrag: Das Porträt eines inklusiven Theatervereins, der mit seinen wöchentlichen Theatertrainings den Betroffenen mehr bietet als Struktur und soziale Teilhabe.

Videobeitrag: Eine Schauspielerin des Schalktheaters erzählt, was ihr das Theaterspielen im Ensemble bedeutet und wie es sich auf ihren Alltag auswirkt.

Videobeitrag: Einblicke in die Erarbeitung der Bühnenproduktion «Bang Bang» des Schalktheaters.

Museum Tinguely

Museum Tinguely
Museum Tinguely

Jean Tinguely schuf Kunstwerke für alle, seine Maschinen sprechen verschiedene Sinne und ein breites Publikum an. Das Museum Tinguely in Basel besitzt die grösste Werksammlung des Schweizer Künstlers, der keine Berührungsängste kannte und sich besonders auch für Aussenseiter-Künstler interessierte. In mehrjährigen Etappen will das Museum Tinguely nun inklusive Massnahmen und Zugangshilfen für Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen umsetzen und sich dabei jedes Jahr neue Behinderungsformen vornehmen. Im Vorfeld liess sich das Museum von betroffenen Experten mit Mobilitäts-, Hör- und Sehbehinderungen beraten, die vor Ort Bestandesaufnahmen erstellten und Verbesserungsvorschläge unterbreiteten.

Textbeitrag: Worauf die betroffenen Experten bei der Begehung des Museums Tinguely achteten. Und wie auch Besuchende ohne Behinderungen von inklusiven Angeboten profitieren sollen.

Bildergalerie: Fotografische Eindrücke aus dem Museum Tinguely von vergangenen Ausstellungen, die jeweils ein Sinnesorgan ins Zentrum stellten, und von seinem breiten Vermittlungsangebot.

Figura Theaterfestival

Das Ensemble Hijinx mit «Meet Fred»
Das Ensemble Hijinx mit «Meet Fred»

Die 13. Ausgabe des Figura Theaterfestivals in Baden und Wettingen vom 12. bis 17. Juni 2018 steht im Zeichen der Inklusion: Nicht nur eröffnet mit Hijinx aus Grossbritannien ein inklusives Ensemble das Festival, das aus Puppenspielern mit und ohne kognitive Beeinträchtigungen besteht und mit seinem Stück erstmals in der Schweiz gastiert. Mehrere Produktionen werden zudem für Gäste mit Hörbehinderungen gebärdensprachverdolmetscht oder auf Deutsch übertitelt. Dies, wie auch das Programmbooklet mit kurzen Stückbeschrieben in einfacher Sprache, ermöglicht auch fremdsprachigen Besucherinnen und Besuchern einen besseren inhaltlichen Zugang. Das Festival möchte zudem in seinem Helferteam auch Mitarbeitende mit Beeinträchtigungen beschäftigen.

Textbeitrag: Die kaufmännische und die künstlerische Leiterin des Figura Theaterfestivals sagen, wie sie Interessierte mit Behinderungen als Publikum, als Puppenspieler und als Helfende gewinnen wollen.

Bildergalerie: Eindrücke der Ausgabe 2016 des Figura Theaterfestivals, das jeweils nicht nur in den Theatern von Baden und Wettingen stattfindet, sondern auch auf Strassen und Plätzen – und im Wald.

«Kultur inklusiv» ist jetzt auch «Culture inclusive»

Nach dem Pilotprojekt im Kanton Bern 2015 und der Erweiterung in die ganze Deutschschweiz seit 2016 macht das Label «Kultur inklusiv» einen nächsten Schritt zur nationalen Ausweitung: Seit Anfang 2018 ist «Culture inclusive» auch in der Romandie präsent. Mit der Vergabe des Labels und mit unserer beratenden Tätigkeit möchten wir zur ganzheitlichen und selbstverständlichen kulturellen Teilhabe aller beitragen – von Menschen mit und ohne Behinderungen. Angesprochen sind alle interessierten Kulturinstitutionen in der Romandie, unabhängig von Sparte, Grösse, Profil oder Kanton. Frischlinge, die sich neu auf den Weg zu mehr Teilhabe machen, ebenso wie Pioniere der kulturellen Inklusion. Auch in der welschen Schweiz möchten wir inklusive Kulturakteure zudem untereinander und mit Behindertenakteuren vernetzen. Unsere neue bilinguale Mitarbeiterin Nicole Grieve ist für die Romandie verantwortlich. Sie freut sich auf Kontaktaufnahmen von interessierten Kulturinstitutionen.



Haben Sie Fragen oder Interesse an einem Austausch? Die Fachstelle Kultur inklusiv von Pro Infirmis freut sich über Ihre Kontaktaufnahme.