Porträt (2016)
Der Theaterzirkus Wunderplunder als Labelträger im Porträt mit Schwerpunkt auf Handlungsfeld (1) Kulturelles Angebot, Handlungsfeld (2) Inhaltlicher Zugang und Handlungsfeld (3) Baulicher Zugang.
Der Theaterzirkus Wunderplunder nutzt die Kraft der kreativen Vielfalt, um Akzente in der Entwicklung einer inklusiven Gesellschaft zu setzen. In seinen inklusiven, gemeinsam gestalteten Zirkuswochen entfalten Menschen mit und ohne Behinderungen ihr künstlerisches Potenzial. Wie sie dabei auch ihr Selbstvertrauen nachhaltig stärken, will der Theaterzirkus durch gezielte Befragungen und Beobachtungen feststellen und für mehr Inklusion nutzen.
Seit 1984 steht der Mitspiel- und Wanderzirkus als inklusiver Vorreiter für gelebte Vielfalt und Partizipation. Der Theaterzirkus Wunderplunder bietet Zirkusromantik – auf, vor, hinter der Bühne und mit echtem Zirkuszelt. In interaktiven Zirkuswochen erarbeiten Schulklassen sowie Erwachsene mit und ohne Behinderungen und verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründen ihr persönliches Programm, das sie dem Publikum vorführen. Dabei bestimmen Fähigkeiten, Stärken und Ideen das gemeinsam gestaltete Zusammenspiel. Der Theaterzirkus Wunderplunder wird von einem interdisziplinären, jährlich wechselnden Team getragen und ist als Kollektiv organisiert. Die zehn bis zwölf Teammitglieder wohnen und arbeiten zusammen. Von Mai bis Oktober touren sie mit Zirkuswagen und Traktoren im Espace Mittelland und in anliegenden Kantonen. Im Winterquartier in Burgdorf bereiten sie die Tournee und die eigene circensische Produktion vor. Das Resultat ist ein intensiver Kulturalltag, der sich stark aus der Gemeinschaft speist.
Das jährlich neu zusammengestellte Team des Theaterzirkus Wunderplunder prägt eine jeweils eigene Vision von Ausrichtung und Inhalt. Der Grundsatz aber bleibt: Die inklusiven Zirkuswochen sollen sich weiterentwickeln, um neue Erfahrungen zu sammeln und noch mehr Menschen ein Zirkuserlebnis bieten zu können. Der Fokus liegt dabei auf der Arbeit mit Schulklassen aus dem Sonder- und Regelbereich. In vielen Institutionen ist Wunderplunder ein Highlight im Jahresprogramm. Mit einer kunterbunten Eigenproduktion eröffnet der Theaterzirkus jeweils im April die Saison.
Jedes Teammitglied ist für ein Ressort verantwortlich. So gehört die Labelpartnerschaft zum Ressort Inklusion. Die zuständige Person dient als Kontaktstelle und evaluiert den Bedarf an Zugangshilfen. Das Kollektiv legt Wert auf eine inklusive Sprache, welche die Teilnehmende direkt adressiert und altersgerecht anspricht. Diese werden in ihrer Vielfalt ernstgenommen, indem auf individuelle Fähigkeiten eingegangen wird, und sie bekommen Unterstützung, um sich auch nonverbal auszudrücken. Mit gezielten Befragungen, systematischen Beobachtungen und regelmässigen informellen Gespräche mit Teilnehmenden und deren Umfeld will der Theaterzirkus herausfinden, inwieweit die Teilnehmenden mit gestärktem Selbstbewusstsein in ihren Alltag zurückkehren. Diese Erkenntnisse will Wunderplunder für die eigene inklusive Weiterentwicklung nutzen.
Eine Tournee über Land und durch die Stadt bringt viel Abwechslung mit sich. Jeder Spielort hat andere Highlights, birgt aber auch Herausforderungen. Der hindernisfreie Zugang ist meist nicht gewährleistet. Es gilt, kreative Lösungen zu finden, zum Beispiel mit mobiler Infrastruktur wie selbstgebauten Rampen. Oder auch, indem umliegende Schul- und Gemeindehäuser genutzt werden. Oft unterstützen Lehr- oder Betreuungspersonen das Kollektiv, und mit dem gemeinsamen Einsatz gelingt das Teilhaben.
Wenn der Theaterzirkus Wunderplunder im Winterschlaf ruht, wird hinter den Kulissen geplant, geprobt und gebaut, Requisiten werden instandgesetzt, Bauwagen revidiert und Kostüme geflickt. Eine gute Gelegenheit, Personen mit Behinderungen mit handwerklichem Flair und Freude am gemeinschaftlichen Leben im Rahmen eines vierwöchigen Praktikums einzubeziehen. Der Theaterzirkus Wunderplunder ist bemüht, diesen entlohnten Einsatz jährlich anzubieten.
«Kultur
und somit auch der Theaterzirkus Wunderplunder soll für alle Menschen
zugänglich sein. Die Charta zur kulturellen Inklusion ist unser Leitfaden und
unser Anstoss zu einem nachhaltigen Veränderungsprozess. Bei der gemeinsamen
Gestaltung und Entwicklung der Zirkusshow können alle Zirkusartistinnen und
Zirkusartisten miteinander ihr kreatives Potential entfalten. Gemeinsam wird
gesungen, musiziert, getanzt, gestaunt und viel gelacht. Dies schafft einen
starken Zusammenhalt und ist eine wertvolle Bereicherung für uns alle!»
Daria Spring, Verantwortlich für die
Zusammenarbeit mit dem Label Kultur inklusiv, in Vertretung des Theaterzirkus
Wunderplunder
Der Theaterzirkus Wunderplunder als Labelträger im Porträt mit Schwerpunkt auf Handlungsfeld (1) Kulturelles Angebot, Handlungsfeld (2) Inhaltlicher Zugang und Handlungsfeld (3) Baulicher Zugang.
Einblicke in die Arbeitsweise und den Alltag des Wunderplunder-Teams gibt die Reportage über eine inklusive Mitmachwoche in Biberist (SO). Dazu auch die Bildergalerie. Und im Videointerview erzählt Lorenz, warum er beim Wunderplunder mitmacht, wie er mit Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen zusammenarbeitet und wie es sich auf engem Raum im Theaterzirkus zusammenlebt.