Schweizerisches Blindenmuseum

Schweizerisches Blindenmuseum

Das Schweizerische Blindenmuseum wurde von Dr. h.c. Theodor Staub (1864–1960) gegründet. Seine historische Sammlung vermachte er der Blindenschule Zollikofen. Von 2012 bis 2019 wurde sie unter dem Titel «anders sehen» in einem Provisorium auf dem Schulgelände gezeigt und als Informations- und Sensibilisierungszentrum erweitert und aktualisiert. Im Rahmen der Gesamtplanung der Blindenschule wurde das Provisorium 2020 durch einen Neubau ersetzt, in dem neben der historischen Entwicklung des Blindenwesens vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart vermehrt die Selbsterfahrung und die Lebensperspektiven aus Sicht von Betroffenen im Zentrum stehen. Die rund 1000 Exponate umfassende Sammlung kann damit unter klimatisch geschützten Bedingungen aufbewahrt werden.

Kulturelles Angebot

Das neue Museum umfasst vier Räume: Im monochrom grau gehaltenen Empfangsraum werden Besuchende mit einer veränderten Wahrnehmung konfrontiert. Sie werden begrüsst durch sechs Videoporträts von sehbehinderten und blinden Personen unterschiedlicher Altersgruppen, die Einblick in ihren Alltag gewähren. Im anschliessenden Dunkelraum folgt ein Hörspiel, das mit Taststationen kombiniert wird. Der dritte Raum erschliesst multimedial die Geschichte der Blindenpädagogik anhand ausgewählter Ausstellungsobjekte, die alle berührt werden dürfen. Im vierten Raum können an Workshop-Tischen weitere Selbsterfahrungen an verschiedenen Stationen vertieft werden. Dieser Raum wird auch für die Sensibilisierungs-Workshops genutzt, die sich an Schulklassen wie auch an Erwachsenengruppen und Teams richten.

Inhaltlicher Zugang

Wichtiger Faktor für die Konzeption des neuen Museumsbetriebs war die hindernisfreie Gestaltung der Ausstellungen. Der Mediaguide bietet erleichterte Zugänge in vier verschiedenen Programmen: Für blinde und sehbehinderte Menschen verfügt er über eine audiodeskriptive Spur zur Orientierung in den Räumen, die durch einen Handlauf unterstützt wird. Der auditive Zugang mit Kopfhörern ermöglicht ein gleichzeitiges Tasten der Objekte und Hören der dazugehörigen Information. Die Wandtexte werden vorgelesen. Für Menschen mit Hörbehinderungen stehen induktive Hörschleifen zur Verfügung. Für Menschen mit eingeschränkten Sprachkenntnissen wird eine Audio-Spur in Leichter Sprache angeboten. Der allgemeine Rundgang steht in Deutsch, Französisch, Englisch und Italienisch zur Verfügung.

Baulicher Zugang

Der neue Pavillon «anders sehen» kann von Menschen mit Sehbehinderungen autonom besucht werden, da er, wo nötig, über ein Leitsystem mit Handlauf und Audioinformationen verfügt. Er ist rollstuhlgängig eingerichtet und mit einer behindertengerechten Toilette ausgestattet. Bei der Gestaltung der Ausstellung wurde auf eine kontrastreiche Farbwahl und ergonomische Einrichtung geachtet.

Arbeitsangebote

Beim Entwickeln der neuen Inhalte waren neben Rehabilitationsfachpersonen (Low Vision, Orientierung und Mobilität) auch Expertinnen und Experten in eigener Sache beteiligt. Für die Erweiterung des Museumsteams werden Praktikumsstellen für junge Absolventinnen und Absolventen der Blindenschule ausgeschrieben. Sie erhalten so einerseits konkrete Jobangebote und können andererseits ihre eigenen Erfahrungen an die Gäste weitergeben.

Juni 2021

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