Partizipative Jugendkultur
[Translate to Französisch:] «Toll, heisst es nun auch offiziell: Du bist willkommen!»
Zwei Jugendkulturhäuser. In beiden entscheiden Jugendliche über die Programmierung, verantworten den Barbetrieb und leiten Mitgliedersitzungen. In allen Bereichen sind neu auch junge Erwachsene mit Behinderungen dabei. Die Teilhabe haben der Gaskessel in Bern und das OXIL in Zofingen auf unterschiedlichen Wegen erreicht – Vorbildcharakter haben beide.

[Translate to Französisch:] An der Aktivensitzung des Vereins Jugend- und Kulturzentrum Gaskessel Bern im August 2018 übersetzt eine Gebärdensprachdolmetscherin (links) für die Anwesenden mit und ohne Hörbehinderungen.©Paola Pitton
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Das Traktandum hat Vorrang und wird noch vor der Genehmigung des Protokolls der letzten Aktivensitzung behandelt: die Sitzungssprache. Denn spätestens wenn Gehörlose Aktivmitglieder seien, werde man im Gaskessel in Bern mit der Tatsache einer fehlenden gemeinsamen Sprache konfrontiert. Betroffen seien aber auch Jugendliche, die kein Berndeutsch verstehen. Sollte neben Gebärdensprachverdolmetschung neu Hochdeutsch gesprochen werden oder weiterhin Mundart, und die Berner bieten Flüsterübersetzungen ins Hochdeutsche an?
Cornelia Knuchel und Jonas Jenzer stimmen wie die grosse Mehrheit der rund 50 anwesenden jungen Erwachsenen für den zweiten Vorschlag. Sie sind zwei von sieben Neumitgliedern des Vereins Jugend- und Kulturzentrum Gaskessel Bern und stellen sich an diesem Abend vor – in Gebärdensprache. Eine Gebärdensprachdolmetscherin übersetzt, ein Liveprotokoll auf Grossleinwand macht das Gesagte für alle in Echtzeit nachlesbar.
Traktandum und Lösungsfindung zeigen, was im Gaskessel innerhalb weniger Monate selbstverständlich geworden ist: die gelebte Inklusion von Menschen mit und ohne Behinderungen. Das Jugendkulturhaus hat verschiedene inklusive Massnahmen partizipativ erarbeitet und umgesetzt; den Effort würdigte die Stiftung Denk an mich im August 2018 mit einem substanziellen finanziellen Beitrag.
Der Gaskessel feierte die Vergabe des Labels «Kultur inklusiv» Ende September 2018 mit einer inklusiven öffentlichen Kulturnacht, in der gemischte Teams aus Hörenden und Gehörlosen an der Bar bedienten, auf der Bühne rappten und sich Besuchende mit und ohne Behinderungen dem Tanzen hingaben. Bereits im Juli 2018 hatte das Jugendkulturlokal OXIL der Stadt Zofingen seine Auszeichnung mit dem Label «Kultur inklusiv» ebenfalls mit einem grossen partizipativen Fest begangen, auch hier nur einige Monate nachdem das Projekt Inklusion lanciert worden war.
