Für die Stanser Musiktage ist die inklusive Haltung selbstverständlich – die Umsetzung gelingt durch die enge Zusammenarbeit mit der Stiftung Weidli Stans, einer Institution für Menschen mit Behinderungen. So hat es sich etabliert, dass Interessierte mit Beeinträchtigungen in verschiedenen Funktionen mitwirken: Ein mit Profi-Musikern erarbeitetes Projekt sorgte überregional für Aufmerksamkeit; ein inklusives Festivalradio ist das Folgeprojekt.
Die Stanser Musiktage finden seit 1995 statt. Mittlerweile lockt es mit circa 45 Musik-Acts in rund zehn Festivallokalitäten jährlich bis zu 20’000 Besuchende nach Stans. Das sechstägige Festival mit Schwerpunkt auf die Weltmusik ist breit gefächert und wartet mit Haupt-, Begleit- und Nachtprogramm auf. Die Begleitveranstaltungen sind kostenlos. Die Stanser Musiktage verstehen sich als Plattform für ein vielfältiges musikalisches Schaffen und als Begegnungsort für ein ebenso vielfältiges Publikum. Deshalb möchten sie verstärkt auch Menschen mit Behinderungen die Teilhabe am Festival ermöglichen: als Musikschaffende, als Festivalpublikum und als Mitarbeitende.
Die Weidli-Band tritt seit 2016 jeweils im Begleitprogramm des Festivals auf. Im Rahmen der Festival-Ausgabe 2018 kreierten fünf Musikerinnen und Musiker mit kognitiven Beeinträchtigungen der Stiftung Weidli Stans mit zwei professionellen Musikern ein Bühnenprojekt. Das ausverkaufte Konzert genoss auch dank eines Beitrags in der SRF-Tagesschau viel Aufmerksamkeit. 2019 lancierten die Stanser Musiktage das inklusive Festivalradio «Weidli am Mik». Dabei erweiterte das lokale Radio 3FACH die Redaktion temporär um sieben Personen aus der Stiftung Weidli Stans. Die Reporterinnen und Reporter hatten davor einen Workshop besucht, der in einer Kooperation von Radio 3FACH und der Radioschule Klipp+Klang stattfand. Ihre Berichte gab es täglich am Festival zu hören. Ein Workshop soll für «Weidli am Mik» 2021 die Interessierten aus der Stiftung für Konzertansagen im inklusiven Moderations-Duo schulen.
Die Stanser Musiktage legen Wert auf hindernisfreie Festivalbauten und beziehen einen Selbstvertreter mit ein: Ein rollstuhlfahrender Mitarbeiter überprüft die Infrastruktur. Auf einem Lageplan ist ersichtlich, welche Spielorte hindernisfrei sind und wo es rollstuhlgerechte Toiletten gibt. Auf Wunsch unterstützt die Festival-Crew Besuchende im Rollstuhl, Hindernisse wie Stufen und Schwellen zu überwinden.
Die Präsenz der Stiftung Weidli an den Stanser Musiktagen hat Tradition. Nebst der musikalischen und journalistischen Mitwirkung, stehen auch Festival-Helfende mit Behinderungen im Einsatz. Die Musikerinnen und Musiker erhalten eine Gage. Die partnerschaftliche Zusammenarbeit zeigte die Wichtigkeit, zu kommunizieren, sich auf das Potenzial zu konzentrieren und agil zu planen. Jede Person soll Ideen einbringen, um die inklusive Haltung zu stärken und den Prozess zu mehr Vielfalt zu unterstützen. 2021 sollen die Crew-Mitglieder noch intensiver im Umgang mit Menschen mit Behinderungen geschult werden. Eine Prüfgruppe von Selbstvertreterinnen und Selbstvertretern wird das Festival vom Ticket-Kauf über das Gastronomie-Angebot bis hin zur Abreise unter die Lupe nehmen, so dass Optimierungsmassnahmen rasch umgesetzt werden können.
Seit 2017 lässt das Festival sein Programmheft in einfache Sprache übersetzen. Dieses wird auf der Webseite hochgeladen und rege genutzt. Der Versand an Behinderteninstitutionen und zunehmende persönliche Kontaktaufnahmen bewerben das Angebot zusätzlich. Die Inhalte der Webseite werden jährlich auf Barrierefreiheit und einem Wording ohne diskriminierende Elemente hin überarbeitet. 2021 sollen die kulturelle Teilhabe und die Labelpartnerschaft mit «Kultur inklusiv» Kommunikations-Schwerpunkte darstellen und durch gezielte Aktionen wie einem thematischen Newsletter das Publikum sensibilisieren.
Die Stanser Musiktage als Labelträger im redaktionellen Porträt mit den drei Schwerpunkten Handlungsfeld (1) Kulturelles Angebot, Handlungsfeld (2) Inhaltlicher Zugang und Handlungsfeld (4) Arbeitsangebote.
