Die Basler Papiermühle vermittelt das Kulturerbe rund um die Papier- und Buchherstellung von der Antike bis heute interaktiv in authentischer Umgebung. Die Zusammenarbeit von Mitarbeitenden mit und ohne Behinderungen auf Augenhöhe gehört dabei zur Betriebskultur in allen Bereichen: Seit über 40 Jahren bietet das Museum geschützte IV-Arbeitsplätze an, die von einer Fachperson für Agogik betreut werden. Dazu gehören auch Arbeitstrainings für Programme zur Wiedereingliederung.
Die Basler Papiermühle versteht sich als «Arbeitsmuseum»: Seit der Eröffnung 1980 wird die historische Produktionsstätte im St. Alban-Tal durch Ausstellungen zu Papierherstellung und Buchkultur auch als interaktives Museum genutzt. Papier schöpfen, mit Gänsekiel schreiben, den eigenen Namen in Lettern setzen oder in der Marmorierwerkstatt mit Farben experimentieren: Handwerker*innen demonstrieren an verschiedenen Stationen einzelne Arbeitsschritte und laden das Publikum zum Mitmachen ein. Vor den Augen der Besucher*innen entstehen Produkte für den Verkauf im Museumsshop oder Kundenaufträge. Die Erträge helfen mit, das private Museum zu finanzieren und das Wissen um diese alten Berufe zu erhalten.
Auf allen Stockwerken stehen Mitarbeitende zur Verfügung, die den Besuchenden das Handwerk aktiv vermitteln. Sie sind sensibilisiert für die unterschiedlichen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen und sind teilweise selbst betroffen. Zwei grössere Veranstaltungsräume bieten neu mehr Möglichkeiten für inklusive Gruppenaktivitäten. Mit einer zusätzlich geschaffenen Stelle für Vermittlung werden ab 2022 gezielt Programme für Inklusion ausgearbeitet. Die Erfahrungen mit der aktuellen Dauerausstellung werden in den kommenden Jahren für eine Neukonzeption evaluiert, die auf die Bedürfnisse eines möglichst diversen Publikums ausgerichtet wird.
Ein Audiosystem für Hörschlaufen ist eingerichtet und wird an Vorträgen und Führungen eingesetzt. Die Arbeitsstationen (Papierschöpfen, Schreibwerkstatt, Druckerei, Letternstand, Marmorieren) werden 2022-2023 in ihrer Zugänglichkeit für Besuchende mit Mobilitätseinschränkungen optimiert. Im Hinblick auf eine neue Dauerausstellung wird die Basler Papiermühle die Anforderungen für einen hindernisfreien Zugang evaluieren: Präsentationhöhe der Objekte, Schriftgrössen der Wand- und Objekttexte, Kontraste, unterfahrbare Vitrinen, Sitzgelegenheiten, untertitelte Filme und Videos, Kurztexte in Grossschrift und einfacher Sprache. Gemäss dem Mehr-Sinne-Prinzip werden Zugänge zum Hören (Hörstationen mit Induktionskopfhörern), zum Tasten (berührbare Objekte, Modelle, Materialien) und zum besser Sehen (Lupen, Grossschrift, vergrösserte Detailaufnahmen) angeboten.
Die Basler Papiermühle befindet sich in einer spätmittelalterlichen, denkmalgeschützten Mühle, dennoch ist das Gebäude grundsätzlich hindernisfrei zugänglich. Im Gebäude erschliesst ein rollstuhlgängiger Lift alle vier Stockwerke. Fast alle Räume sind für Menschen im Rollstuhl oder mit Gehhilfen erreichbar. Einschränkung: Einzelne Passagen im Ausstellungsbereich sind nur 70 cm breit, zwei kleinere Gebäudeteile sind nur über Treppen erreichbar. Die meisten Türschwellen verfügen über feste oder mobile Rampen. Es steht eine rollstuhlgängige Toilette zur Verfügung.
Menschen mit Behinderungen sind seit der Eröffnung des Museums als aktive Mitarbeitende in der Institution tätig: Die Basler Papiermühle verfügt aktuell über elf geschützte Arbeitsplätze in allen Betriebsbereichen: im Museum, der Produktion und der Administration. Als Ansprechperson steht den Mitarbeitenden mit IV-Rente eine Fachperson mit agogischer Ausbildung zur Seite. In Zusammenarbeit mit Arbeitsvermittlungsstellen und mit anderen Organisationen zur Integration von Mitarbeitenden mit Behinderungen werden regelmässig Programme zur Wiedereingliederung mittels Arbeitstrainings sowie Arbeitspraktika in verschiedenen Tätigkeitsfeldern angeboten.
