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#1, Januar / Janvier / Gennaio 2018

Zwei Zuger Museen und eine Kinemathek in Bern als neue Labelträger, dazu ein Interview mit der Stiftung Profil – Arbeit & Handicap von Pro Infirmis


Liebe Kulturschaffende,
Liebe Kulturinteressierte,
Liebe kulturaffine Menschen mit und ohne Behinderungen

Menschen mit Behinderungen als Mitwirkende in der Kultur: Dieser gemeinsame Nenner verbindet die vier Institutionen, die wir in diesem Newsletter vorstellen. Als künstlerisch Tätige gestalteten Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen bereits mehrere Ausstellungen im Kunsthaus Zug mit. Der konsequente Umgang mit Inklusion dieses Museums für zeitgenössische und moderne Kunst stellt denn auch ein Novum dar. Der zweite neue Labelträger ist ebenfalls ein Zuger Museum: Seine archäologischen Funde präsentiert das Museum für Urgeschichte(n) Zug anschaulich und alle Sinne ansprechend. Menschen mit Behinderungen arbeiten dabei als Experten in eigener Sache mit dem Haus zusammen und testen neue Zugangshilfen. Dass Besuchende die Lichtspiel / Kinemathek Bern – unseren dritten neuen Labelträger – als Programmkino, Museum, Archiv und Werkstatt in einem erleben können, verdankt die Kinemathek auch dem Engagement ihrer 20 ehrenamtlichen Mitarbeitenden mit und ohne Beeinträchtigungen. Die Stiftung Profil – Arbeit & Handicap von Pro Infirmis schliesslich unterstützt Stellensuchende mit Behinderungen und Arbeitgeber individuell. Bei Bedarf kann sie ihrerseits ergänzend auf Beratung durch Betroffene von Behindertenorganisationen zählen.  

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre.

Kunsthaus Zug

Ausstellung im Kunsthaus Zug
Ausstellung im Kunsthaus Zug

Das Kunsthaus Zug als Museum für zeitgenössische und moderne Kunst arbeitet nicht nur mit Künstlerinnen und Künstlern eng zusammen und schafft so Bedingungen für innovative Projekte im Museum oder im öffentlichen Raum. Vielmehr hat sich das Museum über seine Kunstvermittlung in den letzten Jahren auch als Ort der Begegnungen und Experimente für die gesamte Bevölkerung etabliert. Das zeigt sich immer wieder in Projekten, bei denen auch Menschen mit Behinderungen als Kunstschaffende und Co-Vermittelnde auf Augenhöhe mitwirken. Projekte, die das Publikum zu neuen Sichtweisen auf die Werke der Sammlung anregen.

Textbeitrag: Das Porträt über ein Museum, das sein Publikum mit ungewohnten Kooperationen anspricht. Im Interview sagt die Leiterin der Kunstvermittlung, was sie bei der Vermittlung mit Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen besonders beeindruckt.

Bildergalerie: Eindrücke aus der Ausstellung «zuwebe zu Gast. Die Sammlung auf Wunsch (2)», mit Werken von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen der Zuger Institution zuwebe und Originalen aus der Sammlung.

Museum für Urgeschichte(n) Zug

Statt auf komplizierte schriftliche Erläuterungen setzt das Museum für Urgeschichte(n) Zug auf lebensechte Szenerien und einfach verständliche Texte, um seine Funde zu präsentieren. Dieses innovative Konzept erhält seit über 20 Jahren den Zuspruch der Experten und des Publikums. In seinem Vermittlungsangebot «Museum nach Mass» passt das Museumsteam Führungen und Workshops an die Bedürfnisse der jeweiligen Besuchergruppen an. Für Besucherinnen und Besucher mit Behinderungen stellt es niederschwellige Erlebnismöglichkeiten und Zugangshilfen zur Verfügung, die über unterschiedliche Sinne wahrgenommen werden können.

Textbeitrag: Das Porträt verdeutlicht, wie sich das Museum an den Bedürfnissen seines Publikums orientiert. Im Interview sagt der Museumsleiter, wie er sein Haus noch zugänglicher machen will.

Lichtspiel / Kinemathek Bern

Die Lichtspiel / Kinemathek Bern bringt im Dachgeschoss des Filmhauses Bern vieles unter, ist sie doch Programmkino, Museum, Archiv und Werkstatt in einem. Vor allem aber ist die Kinemathek ein niederschwelliger Begegnungsort, in dem Filmliebhaber Archivarbeit erleben und Kinogeschichte in Form von Filmkameras und -projektoren bestaunen können. Möglich macht dies das Engagement eines durchmischten Teams aus entlöhnten und ehrenamtlichen Mitarbeitenden: Festangestellte arbeiten mit Kurz- und Langzeitarbeitslosen, Zivildienstleistenden, Praktikanten, Senioren und Mitwirkenden mit Beeinträchtigungen zusammen.

Textbeitrag: Film ab! Eine Entdeckungsreise zu einem Ort, wo Besuchende mitverfolgen können, wie historische Filme und Filmtechnik gesammelt und vermittelt werden. Im Interview sagt der Direktor, warum er trotz kleinem Budget auf ein motiviertes Team aus Festangestellten und Freiwilligen zählen kann.

Stiftung Profil – Arbeit & Handicap von Pro Infirmis

Handguss-Demonstration Foto © Daniel Schvarcz
Handguss-Demonstration Foto © Daniel Schvarcz

Menschen mit Behinderungen oder Beeinträchtigungen haben es auf dem Arbeitsmarkt ungleich schwerer. Unterstützung finden Stellensuchende, aber auch interessierte Arbeitgeber, bei der Stiftung Profil – Arbeit & Handicap von Pro Infirmis. Die Fachleute von Profil beraten nicht nur bei der Suche nach einer passgenauen und somit nachhaltigen Arbeitsstelle. Sie stehen auch nach Stellenantritt den Mitarbeitenden mit Behinderungen, den Arbeitgebern und Teamkollegen auf Wunsch zur Seite. Durch den eigenen Personalverleih von Profil können Arbeitgeber ohne finanzielles Risiko die Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden mit Behinderungen testen.

Textbeitrag: Im Interview sagt die Geschäftsführerin der Stiftung, warum sich Kulturinstitutionen besonders als Arbeitgeber von Menschen mit Beeinträchtigungen eignen.

Nein zur No-Billag-Initiative

In ihren Informations-, Kultur-, Unterhaltungs- und Sportsendungen bietet die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft seit Jahren wichtige und unverzichtbare barrierefreie Angebote für Menschen mit Hör- und Sehbehinderungen an. Diese Zugangshilfen hat die SRG gemeinsam mit Behindertenverbänden in allen Sprachregionen kontinuierlich ausgebaut; insbesondere Untertitelungen, Gebärdensprachverdolmetschungen und Audiodeskriptionen. Mit ihren regelmässigen Beiträgen zu Anliegen von Menschen mit Behinderungen sensibilisiert die SRG zudem die breite Öffentlichkeit und leistet einen wichtigen Beitrag zur Solidarität mit gesellschaftlichen Minderheiten. Dieser Service Public im Bereich Inklusion und Teilhabe ist ohne Gebührenfinanzierung im freien Markt nicht weiterführbar und muss erhalten bleiben. Die Fachstelle Kultur inklusiv von Pro Infirmis empfiehlt deshalb, die No-Billag-Initiative abzulehnen.



Haben Sie noch Fragen oder Interesse an einem Austausch? Die Fachstelle Kultur inklusiv von Pro Infirmis freut sich über Ihre Kontaktaufnahme.