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#3, Mai / Mai / Maggio 2018

Zwei Pioniere der Inklusion von Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, eine archäologische Kulturstätte und ein langjähriger Anbieter von Inklusionsprojekten

Liebe Kulturschaffende,
Liebe Kulturinteressierte, 
Liebe kulturaffine Menschen mit und ohne Behinderungen

Es freut uns sehr, Ihnen drei neue Träger des Labels «Kultur inklusiv» und eine Fachstelle vorzustellen. Der Trogener Adventsmarkt und der Trogener Kunstpreis bieten Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen eine öffentliche Plattform. Für ihre kunsthandwerklichen Produkte kommen seit Jahrzehnten tausende Besuchende zum Adventsmarkt in Trogen. Und der darin eingebettete Kunstpreis würdigt ihr Talent als Kunstschaffende. Mit den frei zugänglichen Monumenten, dem Museum und den vielfältigen Vermittlungsangeboten ist Augusta Raurica für ein breites Publikum eine Zeitreise in die römische Antike. Jetzt setzt die Kulturstätte in Augst etappiert umfassende inklusive Massnahmen für Menschen mit und ohne Behinderungen um. Blindspot steht für inklusive Projektwochen für Kinder und Jugendliche aus der ganzen Deutschschweiz und für ein Arbeitsintegrations-Projekt in Bern. Nach einem Umbau sollen hier junge Erwachsene auf selbständiges Wohnen vorbereitet werden. Wie Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen ihre Anliegen selber vertreten, sagen im Interview zwei Betroffene aus der Begleitgruppe der Fachstelle zur Förderung von Selbstvertretung Ostschweiz von Pro Infirmis.

Trogener Adventsmarkt & Trogener Kunstpreis

Trogener Kunstpreis
Trogener Kunstpreis

Seit über 30 Jahren ist der Trogener Adventsmarkt für Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Ostschweiz ein beliebtes Stelldichein jeweils am zweiten Samstag im Dezember. Als erster Markt mit kunsthandwerklichen Produkten ausschliesslich von Menschen mit Behinderungen auf Einzelinitiative entstanden, wird er heute von rund 50 Behinderteninstitutionen getragen. Seit 2005 haben mit dem Trogener Kunstpreis auch Kunstschaffende mit kognitiven Beeinträchtigungen innerhalb des Adventsmarkts eine eigene Plattform. Im feierlichen Rahmen in der Kirche werden jedes Jahr drei von einer Fachjury auserkorene Künstlerinnen und Künstler gewürdigt und deren Werke versteigert. Durch eine Einzelausstellung in Trogen sind sie das Jahr über präsent.

Textbeitrag: Die Geschichte des Trogener Adventsmarkts und warum jetzt der richtige Zeitpunkt für einen personellen Wechsel ist, erzählt die Gründerin im Porträt. Warum Kunstschaffende mit Beeinträchtigungen eine Lobby brauchen, sagt der Initiant des Trogener Kunstpreises im Interview.

Bildergalerie: Eindrücke der feierlichen Preisverleihung des Trogener Kunstpreises und Impressionen des Trogener Adventsmarkts als Treffpunkt von Besuchenden mit und ohne Behinderungen aus der ganzen Ostschweiz.

Augusta Raurica

Römerfest in Augusta Raurica
Römerfest in Augusta Raurica

Augusta Raurica ist Museum, archäologische Forschungsstätte, Veranstaltungsort und ein frei zugängliches Gelände mit originalen Monumenten in einem. Die einstige römische Koloniestadt in Augst zu erhalten und die Funde dem Publikum zu vermitteln, ist gesetzlicher Auftrag des Teams von Augusta Raurica. 150’000 Gäste besuchen die Kulturstätte jährlich, und viele nutzen das breite Vermittlungsangebot. Um Augusta Raurica für Menschen mit und ohne Behinderungen besser zugänglich zu machen, hat das Leitungsteam nun ein breit abgestütztes und umfassendes Inklusions-Manual für die nächsten fünf Jahre erarbeitet und die Stelle einer Projektleiterin Inklusion geschaffen. Diese soll die Umsetzung der inklusiven Massnahmen koordinieren.

Textbeitrag: Wie er Wohlwollen für das Projekt Inklusion unter seinen Mitarbeitenden geschaffen hat, erklärt der Leiter von Augusta Raurica im Interview. Und im Porträt sagt die neue Projektleiterin Inklusion, welche Aufgaben auf sie und das Team warten.

Bildergalerie: Einblicke ins vielfältige Vermittlungs- und Veranstaltungsangebot sowie ins weitläufige Gelände von Augusta Raurica.

Blindspot – Inklusion und Vielfaltsförderung Schweiz

Sommercamp Kinder und Jugendliche von Blindspot
Sommercamp Kinder und Jugendliche von Blindspot

Für eine Gesellschaft, die Inklusion in allen Strukturen selbstverständlich lebt – dafür setzt sich Blindspot seit 2005 ein. Ob in Projektwochen für Kinder und Jugendliche aus der ganzen Deutschschweiz oder bei Veranstaltungen im «Provisorium46» für junge Erwachsene in Bern: Kultur ist Teil der Aktivitäten für Interessierte mit und ohne Behinderungen. Nach dem Umbau soll aus dem Berner Kulturlokal ein «Labor Inklusion» werden. Dann sollen junge Menschen mit und ohne Behinderungen nicht nur ihre Kompetenzen in der Gastronomie und als Mitorganisatoren von Kulturveranstaltungen entwickeln. Die Liegenschaft wird zusätzlich um eine Wohngemeinschaft erweitert, die sie auf das selbständige und selbstbestimmte Wohnen vorbereitet.

Textbeitrag: Ein Porträt darüber, wie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Behinderungen in den Projekten von Blindspot lernen, auf ihre Stärken zu setzen und sich selbstbestimmt weiterzuentwickeln.

Videobeitrag: Eindrücke aus dem Sommercamp «Cooltour» von Blindspot, wo Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen Erlebnisse und Spass teilen – und von der Gruppe profitieren.

Videobeitrag: Im «Provisorium46», einem Quartierrestaurant in der Berner Länggasse, begleitet Blindspot junge Menschen mit Behinderungen auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten Leben und zeigt dabei den Mehrwert einer vielfältigen Gesellschaft.

Fachstelle zur Förderung von Selbstvertretung Ostschweiz

Selbstvertreter der Fachstelle zur Förderung von Selbstvertretung von Pro Infirmis
Selbstvertreter der Fachstelle zur Förderung von Selbstvertretung von Pro Infirmis

«Wir entscheiden selber, was gut für uns ist», sagen die beiden Selbstvertreter im Interview. Für die eigenen Interessen und Rechte einzutreten, haben sie in mehrmonatigen Lehrgängen erfolgreich geübt. Mit sieben weiteren Selbstvertreterinnen und Selbstvertretern unterstützen sie die Fachstelle zur Förderung von Selbstvertretung Ostschweiz von Pro Infirmis. Das Projekt wurde 2016 nach dem ersten Lehrgang Selbstvertretung von den kantonalen Geschäftsstellen von Pro Infirmis St. Gallen-Appenzell, Thurgau-Schaffhausen, Graubünden und Glarus initiiert. Der Lehrgang setzt unter anderem auf das gegenseitige Empowerment der Teilnehmenden. Im neuen Lehrgang ab Herbst 2018 für Menschen mit stärkeren Beeinträchtigungen und ihre Begleitpersonen assistiert erstmals eine Selbstvertreterin.

Textbeitrag: Ein Interview über Rechte, Wünsche und das Verlassen der eigenen Komfortzone mit zwei Selbstvertretern und der Leiterin der Fachstelle zur Förderung von Selbstvertretung Ostschweiz von Pro Infirmis.

Die Fachstelle Kultur inklusiv von Pro Infirmis und die Thunerseespiele laden alle Labelträger und weitere Kulturinstitutionen aus der ganzen Deutschschweiz zum nächsten Vernetzungs-Treffen des Labels «Kultur inklusiv» am Freitag, 17. August 2018 an den Thunerseespielen ein. Im Zentrum steht die Kultursparte Musik mit dem Thema «Inklusive Musikveranstaltungen dank Kooperationen und Zugangshilfen». Vier Musikveranstalter – die Stanser Musiktage, das Luzerner Sinfonieorchester, der Verein MUX für Musik und Gebärdensprache und die Thunerseespiele – zeigen auf, wie sie dank Kooperationen und gezielten Zugangshilfen inklusive Musikangebote für Menschen mit und ohne Behinderungen erfolgreich umsetzen. Die Teilnahme ist kostenlos, die Platzzahl ist beschränkt: Anmeldungen bis am 30. Juni 2018 per Mail an kontakt@kulturinklusiv.ch. Das gesamte Treffen wird in Gebärdensprache verdolmetscht und alle genutzten Räumlichkeiten sind rollstuhlgängig.



Haben Sie Fragen oder Interesse an einem Austausch? 
Die Fachstelle Kultur inklusiv von Pro Infirmis freut sich über Ihre Kontaktaufnahme.