Museo Vincenzo Vela

Ort: Ligornetto
Labelpartnerschaft: 2019 - 2022
Webseite: www.museo-vela.ch

Ein Haus an der Grenze, offen für alle: Das Museo Vincenzo Vela lebt kulturelle Teilhabe in der Villa seines Erbauers in unmittelbarer Nähe zur italienischen Grenze seit Jahren mit viel Engagement. Innovative Projekte mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, sehbehinderten und blinden oder demenzkranken Menschen setzen sich mit Werten wie Gemeinschaftssinn, Unabhängigkeit, Dialog und Freiheit auseinander, die auch für den Künstler Vincenzo Vela prägend waren. Das Museum bietet damit inklusive Begegnungsmöglichkeiten für unterschiedlichste Gäste.

Museo Vincenzo Vela

 

Das Museo Vincenzo Vela gehört zu den wichtigsten europäischen Künstlerhäusern des 19. Jahrhunderts. Es beherbergt im ehemaligen Wohnhaus mit Atelier und Park die monumentale Skulpturensammlung von Vincenzo Vela (1820-91), einem bedeutenden Tessiner Bildhauer des Realismus. Das älteste Museum im Kanton Tessin gehört seit 1896 der Eidgenossenschaft und untersteht heute dem Bundesamt für Kultur. Im Jahr 2001 wurde es unter der Leitung des Architekten Mario Botta vollständig renoviert. Zur Sammlung gehören auch Skulpturen von Velas Bruders Lorenzo (1812-97) und Gemälde seines Sohnes Spartaco Vela (1854-95). Eine beachtliche Gemäldegalerie norditalienischer Künstler aus dem 19. Jahrhundert, hunderte Handzeichnungen sowie eine der ältesten Schweizer Privatsammlungen von Fotografien ergänzen den Nachlass. Ein grosser Bestand an Steinmetz- und Bildhauerwerkzeugen veranschaulicht die Arbeitsweise der Künstlerfamilie.

Kulturelles Angebot

Das Museo Vincenzo Vela will möglichst vielen Menschen den Zugang zu und die kritische Auseinandersetzung mit dem Kulturerbe ermöglichen. Velas monumentale Gipsoriginale laden zum Ertasten ein und verfügen über eine veristische Erzählkraft. Deshalb organisiert das Museum seit 2003 regelmässig Angebote für sehbehinderte und blinde Menschen und bietet Workshops für Menschen mit Demenz an, in denen gemeinsam Geschichten zu Werken erfunden werden. Seit 2007 arbeitet das Museum mit dem Staatssekretariat für Migration in Chiasso zusammen und ermöglicht neben migrierten Familien auch unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden direkte Begegnungen mit Einheimischen – beispielsweise beim gemeinsamen Gärtnern und Essen im Museumspark –, damit erste Schritte zur Integration gelingen.

Inhaltlicher Zugang

Um den inklusiven Dialog zwischen den unterschiedlichsten Gästen zu fördern, setzt das Museo Vincenzo Vela ebenfalls seit 2007 «addetti culturali» ein, freiwillige Helferinnen und Helfer, die zwischen verschiedenen Lebensrealitäten vermitteln und teilweise selber eine Behinderung haben. Das grosse Atelier lädt unter Anleitung der Vermittlerinnen zum Gestalten mit den Händen ein, beispielsweise mit Ton. Zukünftig sollen Ausstellungstexte in Leichter Sprache die Verständigung für Menschen mit wenig Sprachkompetenz vereinfachen. Gemeinsam mit dem «Laboratorio Cultura Visiva» der Tessiner Fachhochschule SUPSI und weiteren Tessiner Kunstmuseen erarbeitete das Museum ein online-Toolkit mit Leitlinien für die kulturelle Inklusion von Menschen mit Sehbehinderungen, das 2017 veröffentlicht wurde. Das Museum entwickelte verschiedene Hilfsmittel wie zum Beispiel einen «armadio speciale», der verschiedene Sinne anspricht.

Baulicher Zugang

Seit der Renovation der Villa Vela im Jahr 2001 ist das Museum vollständig barrierefrei zugänglich. Auch das Atelier für Workshops und der Park bestehend aus einer Gartenanlage in italienischem Stil und einem englischen Landschaftsgarten kann von Personen mit eingeschränkter Mobilität genutzt werden.

Kommunikation

Dank seiner offenen Haltung gegenüber anderen Institutionen aus dem kulturellen und dem sozialen Bereich kann das Museo Vincenzo Vela auf ein grosses Netzwerk an Kontakten zählen, das unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit ermöglicht, beispielsweise mit UNITAS (Associazione Ciechi e ipovedenti della Svizzera Italia) für die Angebote mit sehbehinderten Personen. Es erreicht mit diesen Multiplikatoren ein breit gefächertes Publikum. Die Webseite des Museums wird im Rahmen der Reorganisation der Website des Bundes auf Barrierefreiheit geprüft.

September 2019

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